Langenthaler Tagblatt 5.Nov. 2002
Feuersbrunst mit tödlichem Ausgang

Roggwil
Beim Brand des Land- gasthofes Kaltenherberge stirbt eine Mitarbeiterin des Betriebes. Drama- tische Ereignisse spielten sich gestern beim traditionsreichen Res- taurant Kaltenherberge im Oberaar- gau ab. 160 Wehrleute versuchten, eine vermisste Person und das Gebäude vor den Flammen zu retten.

Kurz vor halb zwölf Uhr habe er gemerkt, dass es irgendwie komisch rieche, erzählte der Geschäftsführer der «Kaltenherberge» Hans-Rudolf Stalder, sichtlich aufgewühlt, wie er das Feuer bemerkt hatte. Die Flammen griffen von einem Zimmer im ersten Stock blitzartig um sich. «Innert weniger Augenblicke hat das Gebäude lichterloh gebrannt», erzählt Stalder. Gemäss Walter Wälchli, Einsatzleiter der Feuerwehr Roggwil, sei er bei seinem Eintreffen sofort von einem Grossbrand ausgegangen. In der Folge wurden die Stützpunktfeuerwehr Langenthal mit zwei Tanklöschfahrzeugen (TLF), die Feuerwehren Aarwangen, Wynau und Bützberg, der Atemschutz St. Urban und später der gesamte Oberaargauer Atemschutz Nord aufgeboten. Mit dem Zivilschutz, den Sanitätern und der Polizei befanden sich rund 160 Personen auf dem Brandplatz.

Schwierige Löscharbeiten
Wie der stellvertretende Regierungsstatthalter des Amtes Aarwangen, Thomas Biedermann, betonte, sei der Verlauf des Brandes sehr dramatisch gewesen. Walter Wälchli ergänzt: «Die Rauchentwicklung war enorm und die Arbeit des Atemschutzes war schwierig.» Bereits zu Beginn des Einsatzes habe man gewusst, dass eine Mitarbeiterin der «Kaltenherberge» vermisst werde. Daher habe man sofort versucht, die Person zu finden. «Wir wussten, dass sich jemand in einem Zimmer über dem Brandherd befand», erzählt Hans-Rudolf Stalder.

Wie vermutet wird, hatte die Mitarbeiterin des Gastronomiebetriebes frei und schlief beim Ausbruch des Brandes. Tragischerweise konnte die vermisste Person nur noch tot geborgen werden. Während den Löscharbeiten hatte die Feuerwehr zudem mit Leitungsbrüchen zu kämpfen. «Die Zuleitung eines TLF war defekt, und so hatten wir für fünf Minuten kein Wasser mehr», erklärt Walter Wälchli. Mit einer Motorspritze wurde schliesslich Wasser aus dem nahen Bach zum betroffenen Tanklöschfahrzeug gepumpt.

Totale Zerstörung verhindert
Trotz der Probleme mit der defekten Wasserleitung konnten die Einsatzkräfte der Feuerwehren verhindern, dass das Gebäude bis auf die Grundmauern niederbrannte. Zum Zeitpunkt des Brandausbruches befanden sich gemäss der Berner Kantonspolizei das Wirte-Ehepaar und sieben Angestellte im Lokal. «Das Restaurant war zwar bereits geöffnet, es befanden sich aber keine Gäste in der Gaststube», erklärt Hans-Rudolf Stalder.

Gemäss ersten Schätzungen verursachte der Brand in der «Kaltenherberge» einen Schaden in Millionenhöhe. Die Brandursache ist noch nicht geklärt. Wie die Kantonspolizei mitteilte, sei auch die Identität des weiblichen Todesopfers noch nicht geklärt.

Immer wieder Roggwil
Der Roggwiler Gemeindepräsident Erhard Grütter zeigte sich sehr betroffen von den Vorkommnissen und sagte: «Dieser Brand wird nicht in einer Nacht vergessen sein.» In den vergangenen Jahren wurde die Gemeinde Roggwil bereits von einigen Grossbränden betroffen. Am häufigsten loderten die Flammen auf dem Gugelmann-Areal. Bisher kam aber noch nie ein Mensch bei den Bränden ums Leben. Der Grossbrand der «Kaltenherberge» sei unglaublich dramatisch, so Grütter. Wie Thomas Biedermann erklärte, habe man noch während des Brandes einen Seelsorger aufgeboten, der sich um die traumatisierten Mitarbeiter des Gasthofes und die Wehrmänner gekümmert habe.

  • kalteli-1
  • kalteli-10
  • kalteli-11
  • kalteli-12
  • kalteli-13
  • kalteli-14
  • kalteli-15
  • kalteli-2
  • kalteli-3
  • kalteli-4
  • kalteli-5
  • kalteli-6
  • kalteli-7
  • kalteli-8
  • kalteli-9
  • kalteli